Kunsttöpferei - Friedrich Festersen - Anlage 9

Kunsttöpferei Friedrich Festersen

(Berlin 1909 - 1922)

Anlage 9

Andreas Festersen und die Frage der Entwerfer

Nach Theis 2009 soll Andreas Festersen an der Gründung des Betriebes beteiligt gewesen sein und die künstlerische Leitung inne gehabt haben (S. 6), ohne Angaben von Quellen (es bestand Kontakt zu einer Enkelin von Andreas, Helli Festersen), gleiche Aussage auch bei Winnicke, Winfried: Allgemeines Künstlerlexikon, München 2003, die Quelle ist nicht direkt benannt.

Eine handfeste Quelle dafür, dass Andreas überhaupt eine Rolle in der Töpferei spielte, gibt es derzeit nicht. Weitere Nachfahren von Andreas Festersen konnten nicht befragt werden und Helli Festersen ist 2012 verstorben.

Es bleibt, die vorhandenen Daten zusammenzutragen und zur Diskussion zu stellen. Andreas brachte eine künstlerische Ausbildung mit Schwerpunkt in der Bildhauerei mit. In allen bisher ausgewerteten zeitgenössischen Quellen wird Andreas Festersen im Zusammenhang mit der Töpferei nicht erwähnt wird, auch nicht indirekt über Angaben wie beispielsweise Gebrüder Festersen, bei den Festersens etc.

Wenn damals Festersen als Hersteller genannt wurde, dann entweder ohne Vornamen oder ausschließlich in den bisher durchgesehenen Quellen nur Friedrich. Kein Hinweis auf weitere Personen.

Gerade bei so herausragenden Ereignissen wie der „Goldmedaille“ in der Weltausstellung 1910 in Brüssel, im Katalog „Kleingerät“ und in den wichtigen Zeitschriften „Deutsche Kunst und Dekoration 1909 und 1912“ (DKuD), „Velhagen & Klasings Monatshefte 1910“, „Die Kunst 1910“ und selbst 1914 in „Daheim“, steht Friedrich Festersen (bzw. F. oder Fr.), sogar z. T. explizit Entwurf: Friedrich Festersen. Das erscheint ungewöhnlich zumal enge verwandtschaftliche Beziehungen bestanden haben und es damals nicht unüblich war, den Entwerfer zu nennen.

Andreas Festersen scheint sich keinen Namen als Bildhauer bzw. Künstler gemacht zu haben, es finden sich keine weiteren Werke. Eine einzige kleine Ausstellung wurde ihm 1983 in Flensburg vom Bund der Nordschleswiger gewidmet.

zeichnung 01  festersen schriftzug
 Vermutlich Andreas Festersen, ohne Titel, Rückseite mit Bleistift 1910

Andreas ist erst ab 1912 in den Adressbüchern nachweisbar, ab 1914 hat er sogar in der Lützowstr. 2 gewohnt. Wann ist er wirklich nach Berlin gezogen? Bei seinen Adressbucheinträgen steht stets: Bildhauer.

Um 1911 könnte der Typ „prächtiges Pfauenauge“ entstanden sein, der Festersens Verkaufsschlager war. Geht dieser Typ auf Andreas zurück? Es kommen weitere Personen in Frage, von denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie Entwürfe oder grundlegende Ideen geliefert haben: Hugo Lippmann, der eine künstlerische Ader besaß, Friedrich selbst, die aus dem Bunzlauer Raum angeworbenen Arbeiter und Sonja Festersen.

Liste von Quellen, in denen lediglich Friedrich bzw. Festersen genannt wird:

• „Daheim“ 1914: Als Untertitel zu den Abbildungen „aus der Kunsttöpferei Friedrich Festersen Berlin“.

• Weltausstellung Brüssel 1910, S. 20: In der Liste für „Goldene Medaille“: „Friedrich Festersen, Berlin“.

• Mit F. Festersen bezeichnet im Katalog „Kleingerät“ 1909.

• Bildunterschrift DKuD 1909, S. 174 Entwurf und Ausführung: Festersen Berlin Vasen und Schüsseln in Steinzeug, Kannen in Steinzeug; S. 175 Entwurf und Ausführung: Festersen Berlin Kannen in Steinzeug [darunter] General-Vertrieb Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst Dresden.

• DKuD 1909/10 Bd. 25, S. 287 Friedrich Festersen Berlin - Steinzeug bunt bemalt (Bildunterschrift), S. 75 Entwurf und Ausführung Festersen, Berlin Steinzeug bunt bemalt (Bildunterschrift), Inhaltsverzeichnis des Bandes Festersen, Friedr., Berlin. S. 75, 287.

• DKuD 1911/12 Bd. 25, S. 102 Entw. und Ausführung Festersen - Berlin Blumenvasen in farbig bemaltem Steinzeug [darunter:] Vertrieb: Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst, Dresden- Hellerau. (Bildunterschrift).

• „Die Kunst“ 1910 Bd. 22, S. 115: 2 Abbildungen, Mitte und unten. Bildunterschrift Friedrich Festersen, Berlin, Vasen und Krüge [darunter] Vertrieb: Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst, G.m.b.H. Dresden und München, S. 116: 3 Abbildungen oben, Mitte und unten. Bildunterschrift Friedrich Festersen, Berlin. Schalen, Kannen und Vasen in Steinzeug [darunter] Vertrieb: Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst, G.m.b.H. Dresden und München.

• The Studio -Year book of decorative arts 1910, S. 203 Pottery designed and executed by Friedrich Festersen (oben drüber ein Foto mit Keramik von Max Laeuger, unter dem der Autor sorgfältig trennt: designed by Prof. Max Laeuger, executed by the Thonwerke Kandern).

• 1914 Aus einem Bericht über einen Vortrag über künstlerische Hafnerware: „Friedrich Festersen hat sogar in Berlin in der Lützowstraße eine Kunsttöpferei ins Leben gerufen“. Sprechsaal für Keramik, Glas, Email, Silikate, Band 47,Teil 1 1914, S. 119.

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