Kunsttöpferei - Friedrich Festersen - Anlage 8

Kunsttöpferei Friedrich Festersen

(Berlin 1909 - 1922)

Anlage 8

Andreas Festersen (1878-1927)

Geboren am 18.11.1878 in Hockerup. Als erstgeborener Sohn war er vermutlich der vorgesehene Nachfolger des Erbhofs der Festersens.

Der Werdegang von Andreas Festersen konnte bisher ebenfalls nicht anhand von schriftlichen Quellen belegt werden. Er soll an der Kunstgewerbeschule in Flensburg (KGS)1 und in Berlin (Königliche Akademie der Künste) Bildhauerei studiert haben2. Angeblich war er auch in Kiel, um sich als Bildhauer ausbilden zu lassen3.

In den Berliner Adressbüchern ist er erst für 1912 nachweisbar. Das schließt aber nicht aus, dass er sich schon vorher in Berlin aufhielt.

Ab 1911/12 und 1913 wohnt er in der Flottwellstraße 6, die um die Ecke zur Lützowstr. 2 liegt. Als Zusatz steht bei allen seinen Einträgen im Adressbuch: Bildhauer. Bei Friedrich findet man dagegen auch den Hinweis auf die Kunsttöpferei. Im Adressbuch für 1914 und 1915 ist er in der Lützowstr. 2 verzeichnet. Der Eintrag der Kunsttöpferei ist separat davon. 1916 steht er nicht mehr im Adressbuch4. Die Einträge im Namensteil (Festersen, Andreas) ändern sich parallel zu denen im Straßenverzeichnis (unter Flottwell- bzw. Lützowstr.). Ein Eintrag unter „Bildhauerwerkstätten“ im Branchenverzeichnis ist für Andreas Festersen nicht zu finden. Ebenso sind keine Werke von ihm bekannt. Einzig eine kleine Ausstellung in Abenrade 1983 beschäftigte sich mit ihm5.

In allen bisher bekannten zeitgenössischen Berichten und Quellen über die Kunsttöpferei Festersen wird kein Andreas Festersen erwähnt. Weil aber Friedrich allem Anschein nach keine künstlerische Ausbildung hatte und bisher keine anderen Mitarbeiter der Kunsttöpferei namentlich bekannt sind, wird angenommen, dass von Andreas Festersen die Entwürfe stammen. Bei Winnicke, Winfried: Allgemeines Künstlerlexikon, München 2003, ist er als Mitbegründer der Kunsttöpferei genannt.

Andreas soll zum Freundeskreis von Emil Nolde gehört haben und der Bildhauer Hans Jenkel sein Schwager gewesen sein6. Beides lässt sich bisher nicht belegen7.

Verheiratet war er mit Anna Wilhelmine Runge (* 30.10.1881)8. Ihre Verwandtschaft und Herkunft ist nicht geklärt. Eine vorangegangene Ehe ist unwahrscheinlich, weil Andreas in den dänischen Registern nicht als geschieden bzw. verwitwet geführt wird.

Aus dieser Ehe entstammen drei Kinder (dass es drei und nicht mehr Kinder sind, ist über eine Internetsuche zu finden, in der eine Webseite MyHeritage [nur mit Anmeldung einzusehen], dies angibt. Dort hat man anscheinend die öffentlichen Bücher aus danishfamilysearch systematisch ausgewertet). Selbst gefunden: Heinrich Wilhelm * 15.2.1913 in Deutschland, Hans Peter * 13.4.1919 in Hockerup, Anna Marie * 5.2.1922 Hokkerup. Als Taufpate von Hans Peter wird Hans Jenkel, Berlin aufgeführt9.

Andreas Festersen nahm ebenfalls am 1. Weltkrieg teil, in welcher Funktion ist nicht bekannt (alle Angaben aus Theis 2009). 1915/1916 übernahm er den Erbhof. 1927 stirbt Andreas bei einem Jagdunfall.

Andreas Festersen (1878-1927)
1878                am 18. November in Hockerup/Nordschleswig geboren
um 1900     Kunstgewerbeschule Flensburg, Ausbildung zum Bildhauer in Kiel, Auftrag im Elsass, danach lebt er in Berlin und gehört zum Freundeskreis des Malers Emil Nolde und des Bildhauers Hans Jenkel, seines zukünftigen Schwagers
1909 Gründung einer Kunsttöpferei mit seinem Bruder Friedrich und dessen Frau Sonja, Übernahme der künstlerischen Leitung
ab 1914 Kriegsteilnehmer
1915 Tod von Bruder Friedrich
1916 Tod von Bruder Peter, der den elterlichen Hof führte
1918 nach Kriegsende Umzug mit seiner Familie von Berlin nach Hockerup, um den Erbhof weiterzuführen
1927 stirbt Andreas Festersen durch einen Jagdunfall am 2. August in Hockerup

erbhof small

Erbhof der Familie Festersen in Hockerup um 1960



2018
Besuch in Hokkerup


eingangzuhof framed eingangzuhoflinks framed hansfestersen framed
  Eingang zum Hof   Eingang zum Hof  links   Hans Festersen
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  Hans Festersen   Hof   Rückseite Vorderhaus
rueckseitevorderh 2 framed seitenhaus framed  zentralesHaus framed
  Rückseite Vorderhaus   Seitenhaus   zentrales Haus
     

 



1 Im Archiv “Museumsberg Flensburg” (www.museumsberg.de) finden sich bisher leider keine Unterlagen zu Andreas Festersen, der Absolvent der Kunstgewerbeschule (KGS), heute Museumsberg Flensburg, war.

2 Winnicke, Winfried: Allgemeines Künstlerlexikon, München 2003, unter Festersen, Friedrich, ohne konkrete Quellenangabe

3 Theis 2009, S. 16 ohne Quellenangabe. Eine Kunstgewerbe Schule wurde erst 1907 in Kiel gegründet. Zuvor gab es einen Gewerbeverein mit einer Gewerbeschule (http://bewerben.muthesius-kunsthochschule.de/2012/05/12/hochschule-im-bild-tradition-und-zukunft/). Ob man dort in Bildhauerei ausgebildet werden konnte, muss noch geklärt werden. Ebenso sind die Studienzeiten in Flensburg und in Berlin nicht belegt

4 Einträge in den Berliner Adressbüchern unter dem Namen Festersen: 1912+1913 Festersen A. Bildhauer W35, Flottwellstraße 6 IV; 1914 und 1915 Festersen, Andreas, Bildhauer, W35. Lützowstr. 2; 1916 Kein Eintrag unter Festersen zu Andreas. Im Berliner Adressbuch für 1914 Abschnitt Straßenverzeichnis: unter Lützowstr. 2 stehen zwei Einträge: zum einen Festersen A., Bildhauer und Festersen, F. Kunsttöpferei

5 Kulturausschuss des BdN (Bund der Nordschleswiger): Faltblatt zur Ausstellung in der Büchereizentrale Apenrade 1983, „Was noch im ländlichen Raum zu finden war“ – Aus dem Schaffen von Edlef Bucka Lassen, Rohrkarr und Andreas Festersen, Hockerup (aus Theis 2009)

6 Theis, 2009, S. 16

7 Dafür gibt es aber in den schriftlichen Hinterlassenschaften von Emil Nolde bisher keine Bestätigung. Vgl. Nolde Stiftung Seebüll (Hrsg.): Emil Nolde. Mein Leben, Köln 2011. Nach Auskunft der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde in 25927 Neukirchen (www.nolde-stiftung.de) ist das Archiv leider nicht digitalisiert und es existiert auch kein Fundbuch. Bei Durchsicht der vorhandenen Briefe fand sich kein Schriftwechsel zwischen Nolde und Friedrich oder Andreas Festersen. Dies muss nicht bedeuten, dass spätere Forschungen nicht doch etwas entdecken können. Evtl. geht die in der Familie überlieferte Nähe zu Emil Nolde auch auf die Tatsache zurück, dass Emil Nolde sich 1902/03 für einige Monate in Flensburg aufhielt. http:// www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/noldes-unglueckliche-zeit-in-flensburg-id9514951.html

8 Angaben zusammengestellt aus Daten (Kirchenbüchern, Censusdaten der Holbøl Kirchengemeinde) der öffentlichen Webseite http://www.danishfamilysearch.com/sogn6

9 http://www.danishfamilysearch.com/sogn6, Geburt/Taufe, Paten von Hans Peter: 1.

Hans Jenkel, Berlin, 2. Marie Hansen, Süderhoff (?), 3. Thomas Hansen, Süderhoff, Vermerk 2. Kind


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